Kagmanden - Tønder
Noch bis ins 19. Jahrhundert stand in vielen nordeuropäischen Städten auf dem Marktplatz der Pranger oder 'Kak'. Auf ihm befand sich in vielen Fällen eine holzgeschnitzte Figur, die die Bürger daran erinnern sollte, die Gesetzte zu befolgen. Der Pranger der Stadt Tondern war eine gemauerte Säule auf einem Steinfundament. Die Figur des 'Kakmannes' oder 'Büttels' hat entweder auf oder neben dem Pranger gestanden.
Hier wurden die Misstäter angeprangert oder in schwerwiegenden Fällen ausgepeitscht und aus der Stadt gejagt. Die Straftaten, die zu öffentlicher Auspeitschung Anlass gaben, waren oft nur geringfügig. 1813 wurde ein Schusterlehrling beim Apfelstehlen erwischt. Zur Strafe sollte er öffentlich ausgepeitscht werden und eine Stunde am Pranger stehen. Man liess jedoch in diesem Falle Gnade vor Recht ergehen und änderte die Strafe in drei Tage Gefängnis bei Wasser und Brot.
Anders erging es einer jungen Frau, die 1865 einen kleinen Diebstahl begangen hatte. Sie wurde öffentlich ausgepeitscht und musste daraufhin die Stadt verlassen. Die letzte Prangerfigur wurde im Jahre 1699 aufgestellt und befindet sich Heute im Tonderner Museum - die einzige noch erhaltene ihrer Art in Dänemark und ein beeindruckendes Zeugnis der Rechtsauffassung der Vergangenheit. Acht Männer und sechs Pferde waren nötig, um der schweren Eichenstamm zum Holtzschnitzler zu schleppen, der daraus einen herzoglichen Profos (Beamter, der alle Strafen ausser der Todestrafe vollstreckte) schnitzte.
Die Figur auf dem kleinen Markt, wo der Pranger früher gestanden hat, ist eine getreue Kopie dieses herzoglichen Profosses. Sie wurde der Stadt zu ihrem 750-jährigen Jubiläum 1993 geschenkt.